Mittwoch, 8. April 2015

Ungeschönt, ungeschminkt und unsinnig - unser gescheiterter Einleitungsversuch in Woche 41

In der 41. Woche wurde es langsam ungemütlich im Bauch. Ich hatte das Gefühl, das Baby stieße wie ein Stein an meine Bauchwand und in jeder Kurve mit dem Auto schien sich das Köpfchen zu verkeilen.
Bei der letzten Untersuchung beim Frauenarzt war dann das CTG nicht wie gewohnt und wohl mehr aus dem Bauchgefühl, als durch echte Indikation überwies mich meine Ärztin in die Geburtsklinik.


Es fällt mir immer noch schwer einen Geburtsbericht zu schreiben, weil ich mit mir und der ganzen Geschichte noch nicht genug Abstand habe und es nicht spurlos an mir vorüber gegangen ist. Ich schreibe also, so, wie ich es eben schaffe, ich verzichte auf Nachkorrekturen, Groß und Kleinschreibung und alle anderen Regeln ordnen sich erfahrungsgemäß bei stark emotionalen Texten der Bedeutung unter, hier also nun die Geburtseinleitung meiner Drittgeborenen...

 

Tag 1 Freitag, 20.3.2015, 9 Uhr


CTG
Aufnahme und Geburtseinleitungsindikation, weil nur noch in einem von 4 Sektoren ein kleiner Rest Fruchtwasser übrig war...
Lotte saß auf dem Trocknen.....
Bezug des Vorwehenzimmers


11Uhr Untersuchung, 
MM 1cm durchlässig
erste Dosis Prostaglandingel


Brennen am MM
Leichte Wehen, starkes Ziehen
alle 2 Std CTG

17Uhr Untersuchung...
MM 1cm unverändert trotz Schmerz
stärkere Wehen, tieferes Atmen
in mich driften, pusten, Krampfen, 



Herzfrequenz von Charlotte erhöht
ab 22Uhr langsame "Besserung" der Schmerzen,
eine unruhige Nacht




Tag 2 Samstag, 21.3.2015,  6 Uhr


Früh aufgewacht mit dem Gedanken... vielleicht ist nachts was passiert, vielleicht wenigstens 1cm...

10Uhr Untersuchung von erwartungsvoller Ärztin, 
Zitat: "Na, dann schauen wir mal, ob es überhaupt noch nötig ist eine weitere Dosis einzulegen.."

Gesicht leicht enttäuscht, lächelnd, alles schön weich, mit Druck 1-2Finger durchlässig, aber sehr geburtsbereit

nochmal Gel
BRENNEN
Wehen, dolle
Unruhe, wechselnde Positionen, Krämpfe, pusten, wälzen, zähe Zeit



CTG Charlotte unstetig, immer starke Schwankungen
Hebamme meint, Einlauf brächte jetzt vielleicht was
später Nachmittag Einlauf
Auslauf im Flur

Schmerzen wie bei Geburtswehen, Schreie aus dem Bad
Leichte Verzweiflung
Na, wenn das jetzt nichts bringt....






Blutspuren im Slip
Gefühlt wunder blutender MM
Laut Hebamme ein Zeichen, dass es mit einem Ruck eine Öffnung gab
Hoffnung ohne Nerven

später Untersuchung......
MM 1cm - unverändert!

Ok, einmal noch Gel, ich lass mich breitschlagen, schließlich ist der Darm jetzt leer

Gel brennt, mein Körper wird steif, zittern, Angst
Rollende Wehen, Vierfüßler, Kreisen, Stöhnen, jede Sekunde ist Arbeit,
CTG.... rast
Ein Bad jetzt vielleicht?
Ok, ein Bad, das tut gut, Wehen werden stärker
Kreislauf sackt zusammen,






Auf die Liege, Seitenlage, nur noch im Bademantel ins immer, In die Decken gekrallt
Auf den Spitzen an Hasi gerochen, entspannt, entschmerzt
 
 
Schichtwechsel
Neue Hebamme hört mich und... erwartungsfroh.... ziehen Sie sich schon mal das Hemdchen  an, wir legen einen Zugang, falls es dann schnell gehen muss, bei Drittgebärenden weiß man nie....

gegen 22Uhr Untersuchung.... letzte Kraft... Zitternd....

MM 1cm geöffnet, durchlässig für einen Finger, SCHEIß DICKE FINGER HAT DIE HEBAMME...

Ärztin kommt. Ich weine...Versucht Zugang im Dunklen zu legen, Hasi fragt...IST DAS grad´ jetzt NÖTIG? (PANIK)

Ja, für Schmerzmittel oder falls es dem Kind schlechter geht.
Braunüle drin, schmerzt sehr... Zugang zu. 

Ich lass nix raus, nix rein. Ich bin durch.

Sie spült den Zugang. Irgendwohin, es schreit aus mir...und weint und zittert. 2 Frauen rechts an meinem Bett, ohne Licht

Zweiter Versuch Zugang, rechts, gelingt..... dann sind sie weg. Ich schlafe ein, Schmerzen bessern sich, mein Körper ist erschöpft, fängt sich aber. Ich schlafe und weiß .... ENDE


Tag 3 Sonntag, 22.3.2015, 8 Uhr


Morgens wache ich auf, sehe meinen Mann an und meine Augen gehen in Tränen unter. Ich kann nicht mehr. Ich habe Schuldgefühle dem Baby gegenüber...für all die Qual, meinem Körper gegenüber, dass ich das wie tobsüchtig auf mich einprügelnde Gel 4mal legen lassen hab, obwohl mein Körper noch nicht wollte....Ich überleg, wer mir hilft, was mir bleibt, gehen mit gestressten Baby, blutendem Muttermund, herumtelefonieren und Klinik wechseln? Selbstzahlerbehandlung, was, wenn mir keiner hilft und ich sterbe, dann ist Hasi allein, endlich traut er sich und ich versaue es.... ich kann nicht mehr.

1 Stunde später erscheint eine frische Hebamme und teilt mir mit, dass die Ärztin jetzt weitermachen möchte...GEL

Ich weine und schaffe nur zu sagen... WIR MACHEN GAR NICHTS mehr. Hebamme verwirrt... Warum nicht?
Ich erkläre weinend.... ich kann und will nicht mehr, nichts mehr, GAR NICHTS. ERROR.


Danach fragt sie, was ich möchte und ich muss Kaiserschnitt sagen, weil weder Gel, noch Tropf und PDA, noch eine Entlassung eine Option waren, ich wollte es beenden. so oder so. Ich hatte mich so sehr darauf gefreut das Köpfchen meiner dritten Tochter selbstbestimmt in die Hände zu nehmen, sie auf meiner Brust zu spüren und die Nabelschnur ganz langsam auspulsieren zu lassen, bevor ich sie trennen ließe.... Immer war ich ein "Kaiserschnittgegener" und eine natürliche Geburt als das Größte und bewegendste Erlebnis des gesamten Weib Seins empfinde...


Ich schäme mich dafür, aber ich verkrampfe, wenn jemand meinen Bauch berühren will, geschweige denn ist mein Körper nach den 48 Stunden bereit voller urvertrauen mein Baby zu gebären. Ich bin zu.
Es kommen 2 Ärzte und 2 Hebammen und ich muss alles noch einmal erkären.
Ich schaff das.

Ich rede, sie schauen, sie scheinen auch fertig.... sie wollen es nur noch ohne Kollateralschäden beenden. 



Ich hab einen Termin. 
Den Geburtstermin meiner Tochter....die auch am Ende ist.... 
Sonntag schlechte Herztöne.
Keine Wehen mehr....

Montag, den 23.3.2015 um 8 Uhr werden sie uns helfen und dich aus der verkappten Lage bergen!


1 Kommentar:

  1. Komplett gebannt habe ich Deinen Bericht gelesen. Und mit Dir gelitten. Ich hoffe, Du kannst dieses Geburtserlebnis irgendwann verarbeiten.

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